Habemus abbatem
P. Nikolaus Poch OSB wurde am 25. Jänner 2021, dem Fest der Bekehrung des Hl. Paulus vom Konvent des Schottenstiftes zum Abt gewählt.
Geboren am 3. Februar 1965, absolvierte er das Schottengymnasium und trat am 29.9.1985 in die Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten ein. Er studierte Theologie an der Universität Wien und wurde am 12. Juni 1994 in der Schottenkirche durch Bischof Maximilian Aichern OSB zum Priester geweiht. Seine Aufgabenbereiche reichten vom Pfarrer der Schottenpfarre über den Novizenmeister, Leiter der Studentenwohngemeinschaft beim Stift bis zum Moderator der Schottenpfarre St. Ulrich in Wien. Er war langjähriges Mitglied des Wirtschafts- und Seniorenrates der Abtei und im Rahmen der Ausbilung junger Mönche in der österreichischen Benediktinerkongregation engagiert.
Abt Nikolaus folgt Abt Johannes Jung OSB nach, der seit 2006 Administrator und seit 2009 Abt des Schottenstifts war und das Amt am 22. März, dem Fest des Hl. Benedikt übergeben wird.
Die Abtwahl wurde vom Präses der Österreichischen Benediktiner Abt Johannes Perkmann OSB (Michaelbeuren), von Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher OSB (St. Peter) und P. Daniel Sihorsch OSB (Kremsmünster) geleitet.
Ad multos annos!
Foto v.r.n.l.: Abt Johannes Jung OSB, Erzabtei Korbinian Birnbacher OSB, Abt Nikolaus Poch OSB, Abtpräses Johannes Perkmann OSB, P. Daniel Sihorsch OSB.
OSB = ordo sancti Benedicti - Orden des Heiligen Benedikt
Predigt von Abtpräses Johannes Perkmann OSB, Abtei Michaelbeuern
Zur Abtwahl im Schottenstift am 25. 1. 2021
Liebe Mitbrüder!
Der hl. Paulus ist ein fürbittendes Beispiel für jeden christlichen Dienst und für den Aufbau der Gemeinde. Das Licht der Welt – Christus – hat ihn erleuchtet und er gab dieses Licht auf sehr engagierte Weise weiter. Auch wir sind erleuchtet durch die Taufe und berufen das Licht des Glaubens weiterzugeben - dort, wo wir wirken. Die bewegende Biographie des Paulus zeigt, wie Gottes Geist trotz aller Brüche des Lebens hindurch wirkt und wie Berufung zu leben ist. Drei Momente möchte ich für Heute herausgreifen:
1. Mut zur Umkehr
Paulus war sich nicht zu groß, ehrlich seine Fehleinschätzung zu bekennen und einen anderen Weg einzuschlagen.
Der begabte Bürgersohn aus Tarsus mit Auslandsstudiumserfahrung in der Schule Jerusalems, der jüdischen Elitebildungsstätte, wusste alles, beurteilte und verurteilte. Doch dann wurde es ihm schlagartig zur Gewissheit, dass Religion nicht zuerst durch Vorschrift, Bildung und Tradition bestimmt wird, sondern lebendig wirkt, unter die Haut geht und Begegnung ist. Das geht ihm in seiner Bekehrung wie ein Licht auf. Das wird zur großen Wende in seinem Leben und zugleich zu einer Wende der Geschichte. Das muss man einmal zusammenbringen!
Wie schwer tun wir uns mit kleinen Wenden in unserem Leben? Eine österr. Redensart sagt: Wenn doch der Irrtum mehr Ehr hätt‘! Damit ist nicht die Ehre des Irrtums an sich gemeint, sondern das Erkennen, Bekennen und Lernen daraus.
Unser Gelübde der Conversatio morum heißt fähig zur Umkehr zu bleiben; es bedeutet ein ständiges Dranbleiben, den Mut zur Einsicht und Weiterentwicklung, das Aufgeben der falsch verstandenen Stabilität, auch Sturheit genannt.
Wenn wir heute einen Abt wählen, dann ist das einer, der nach unseren Satzungen auch gefordert voranzugehen:
126 Er trage dafür Sorge, dass das Kloster den Anforderungen des Evangeliums in der jeweiligen Zeit gewachsen bleibe. Jesu Predigt von der Umkehr verlangt die Abkehr von Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit und Routine, ebenso die Bereitschaft, sich zu wandeln und sich neuen Gegebenheiten anzupassen.
2. Mut zur Hingabe
Paulus hat seine Nachfolge nicht irgendwie gelebt, sondern mit Hingabe:
Schlagfertig, streitbar, sorgend, begeisternd, immer wieder gemeinschaftsbildend, trotz Rückschlägen nie aufgebend.
Beeindruckend sind die Zahlen: Tausende Kilometer hat er zu Fuß zurückgelegt, noch mehr mit dem Schiff, dreimal hat er Schiffbruch erlitten, fünfmal 39 Hiebe bekommen, dreimal Auspeitschen und einmal eine Steinigung erlitten.
Das ist mit einem Abtsschicksal heutzutage hoffentlich nicht zu vergleichen, wohl aber geht es immer um Hingabe!
Unsere Satzungen sagen das so: 125 Der Herr fordert von allen Leitern der Gemeinden dienende Bruderliebe. So wird der Abt nur dann seinem Amt als Vater der Gemeinschaft gerecht werden, wenn er es als ein Sichschenken an seine Klosterfamilie begreift. „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ Diese dienende Bruderliebe zeigt sich vor allem in der Sorge um die Menschen, die ihm anvertraut sind. Bei seiner Sorge um den einzelnen Bruder haben Schwache, Kranke und Gäste einen besonderen Anspruch auf seine Zuwendung. Er muss deshalb ein großes Maß an Selbstlosigkeit aufbringen und ungeteilt zuhören können. …
Keine klösterliche Gemeinschaft, keine Pfarre, keine Schule, kein Krankenhaus, kein Arbeitsbereich des Klosters kommt ohne diese Hingabe aus. Man muss halt die Leut‘ mögen! Und sich selber seine Berufung dazu!
3. Aus der Liebe leben
Woher kommt die Kraft zu dieser Hingabe? Warum tut man sich das an - trotz aller menschlichen Grenzen?
Paulus beschreibt im Römerbrief berührend den innersten Kern seiner Berufung:
Röm 8, 38 Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, 39 weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
- Was immer passiert, nichts kann uns trennen von der Liebe Christi. Der liebt mich vor allem, was ich tue und leiste. Und die Liebe Christi „färbt“ ab. Diese Liebe kann ich weitergeben, mich immer wieder dazu durchringen und je neu dazu einen Anlauf nehmen. Dieser Liebe von/zu Christus ist nach unserer Regel nichts vorzuziehen, sie ist das Größte (vgl. 1 Kor 13, 13)
In unseren Satzungen findet sich das so wieder:
3 Als Getaufte erkennen wir die Christusnachfolge nach der Regel des hl. Benedikt als unsere ganz persönliche Be¬rufung, zu der wir in der Profess ein verbindliches Ja sagen; in ihr besiegelt Gott unsere Ganzhingabe. Auf diesem Weg geben wir uns dem geliebten Gott vollständig zu Eigen und er beschenkt uns mit großer Freiheit. Dadurch wird das Herz weit und wir laufen den Weg der Gebote Gottes im unsagbaren Glück der Liebe.
Und:
10 Der gute alltägliche Umgang miteinander ist Zeugnis für ein Leben der Liebe und des Glaubens.
Wie wir uns geistlich verstehen und wie wir miteinander und mit den uns Anvertrauten umgehen ist der Prüfstein dieser Liebe, nicht fromme Worte oder große Theorien.
Liebe Mitbrüder!
Umkehr, Hingabe und Liebe - drei Momente paulinischen Lebens und Nachfolge, die diesen großen Mann beschreiben, aber nie ganz zu fassen vermögen.
In seinen Haltungen ist er Fürbitter und Begleiter, damit wir lernen umzukehren, mit Hingabe zu leben und zu arbeiten, seine Liebe zu spüren und weiterzugeben.
Bitten wir für den zu wählenden Abt, dass ihn dieser Geist erfüllt, bitten wir für die Wähler, dass auch sie von diesem Geist erfüllt sind, dass alle ihre Verantwortung wahrnehmen und auf den Geist hören. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Röm 5,5