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23.11.2015

"Doch nicht auf Zwang baut Deine Macht und nicht auf Furcht Dein Königtum."


Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe Pfadfinder!

Das Fest Christkönig ist erst 1926 eingeführt worden, sehr spät. 1926 gab es in Europa fast keine Könige mehr. Es sind ab 1918 Jahrhunderte alte Throne in Staub gefallen, u.a. das Habsburger Reich, eines der großen europäischen Reiche zerfallen in verschiedene Nationalstaaten. 

Warum hat die Kirche dann Christus als König deklariert, 1926, als die Demokratien begannen oder in Österreich der Ständestaat anfing? Es setzten Diktaturen ein, ganz andere Staatsformen kristallisierten sich plötzlich heraus bis zum unseligen 2. Weltkrieg. 

Und wenn wir heute von Christus dem König sprechen, dann brauchen wir nur das Bild anschauen. Er steht vor einem Richter, dem Vertreter einer großen Weltmacht, Rom, das mit eiserner Faust die „Pax Romana“ gebracht hat. Die bestand in Unterdrückung und vielen Soldaten, aber auch einer groß angelegten Infrastruktur, großen Straßen, die das ganze Reich durchzogen haben, einer hervorragenden Post, man hat sich Fisch vom See Genezareth nach Rom kommen lassen, Herodes andererseits ließ sich italienischen Wein importieren. Es war ein Weltreich, das funktioniert hat, aber dass auf Kosten der anderen Völker gelebt hat. Regelmäßig hat man Kriege geführt, damit man wieder Arbeitskräfte kriegen konnte, Sklaven. Das hat funktioniert. Aber es war ein Reich, dass auf der Ausbeutung von Menschen beruht hat.

Und hier steht Jesus Christus vor diesem Vertreter, der mit einem Kopfnicken sagen kann „Ibis in crucem!“ „Geh ans Kreuz!“ Oder: „Ich lasse dich frei.“ Und trotzdem ist dieser Mann ein feiger Mann. Er hat nichts zu befürchten, aber er hat Angst, dass er seinen Einfluss am Hof verliert. Und er diskutiert gerne mit Jesus: „Was ist Wahrheit?“ So ähnlich wie Herodes Antipas gerne mit Johannes, dem Täufer diskutiert. Er lässt ihn oft aus dem Gefängnis holen und diskutiert. Mit Philosophen zu reden ist etwas Verdienstvolles. Aber letztlich nimmt man sie nicht ernst. Und Pilatus nimmt auch die eigenen Fragen nicht ernst. „Was ist Wahrheit?“ 

Wenn wir heute aber Christus unter uns sehen und ihn fragen würden: „Wie sollen wir eigentlich leben, dass das Leben gelingt?“ und es ernst meinen, nicht wie Pilatus ein philosophisches Spiel beginnen: „Wie sollen wir arbeiten, leben, tun, dass das Leben einen Sinn hat und gelingt?“ dann würde Jesus einen einzigen Satz sagen: "Was ist das Zentrum des ganzen Glaubens? Liebe Gott aus ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft, deinem ganzen Gemüt und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist das erste, wichtigste, einzige Gebot. „Liebe Gott aus all deinen Kräften, die du hast.“ 

Tun wir das? Ich sage: Nein, wir tun es nicht. Wie sollen wir Gott überhaupt lieben? Das ist doch ein allgemeines Wort: lieben. Und dann würde Jesus wieder sagen: „Beginne Gott zu suchen. Du musst eine Sehnsucht haben.“ Jesus, der 12-jährige, der gerade alt genug geworden ist, um das Gesetz zu erfüllen, der volljährig geworden ist, zur damaligen Zeit. Den ersten Weg, den er geht, ist der Weg ins Haus des Vaters zum Tempel. Er beginnt von Anfang an Gott zu suchen. Nächte verbringt er im Gebet, um den Vater kennenzulernen. 

Ich wage zu behaupten: Wir tun es vielfach nicht mehr. Wir sind saturiert geworden. Denn wir haben oft viel genug andere Interessen. Uns interessiert ja Gott kaum in unserer Gesellschaft. Er ist ein Luxus, ein "Schnittling auf der Suppe" geworden, aber nicht etwas, was man wesentlich braucht.

Beginne Gott zu suchen“ würde Jesus sagen. „Beschäftige dich mit ihm. Er ist ein lebendiger Gott, er ist eine Person, genauso wie du Person bist. Rede mit ihm und nuschle ihm nicht etwas vor im Gebet.“ Wenn wir beten, beachten wir uns einmal selber, wie wir beten, ob wir die Silben bis zum Ende aussprechen oder einfach nur so etwas hinschmeißen, damit es halt gesagt ist. Nimm Gott ernst.

Zweitens: Praktiziere das. Praktiziere es. Du musst, um glauben zu können, ihn auch tun. Du musst diesen Glauben auch leben. Bekenne deinen Glauben. Was kostet es uns, den Glauben zu bekennen? Ich denke mir oft - ich habe heute noch nachgeschaut -, das Christentum ist die Religion, die am meisten in der ganzen Welt verfolgt wird. 100 Millionen Menschen werden jetzt in dieser Minute benachteiligt, weil sie Christen sind. Alle fünf Minuten stirbt ein Mensch für seinen Glauben. Uns kostet es nichts. Aber die anderen geben ihr Leben dafür her. Das soll uns auch einmal zu denken geben. Suche Gott, praktiziere es, bekenne es.

Und dann das Wort des Opfers. Gerade die Pfadfinder müssen doch wissen, dass man in vieler Hinsicht Opfer bringen muss, damit eine Gemeinschaft funktioniert. Wenn in einer Gemeinschaft einer glaubt, sich auf Kosten anderer profilieren zu können, fällt die ganze Gruppe auseinander. Jede Gemeinschaft lebt vom Opfer des einzelnen. 

Und wie ist es bei der Religion oder bei den Religionen? Jede Religion kennt das Opfer, aber in anderen Religionen hat man etwas geopfert, was Teures, was Kostbares. Das ging sogar so weit im Altertum, auch im Judentum, dass man die eigenen Kinder geopfert hat, den erstgeborenen Sohn, Menschenopfer, alles das gab‘s im Lauf der Religionsgeschichte. Und Gott hat es nie gewollt. Die Propheten waren wutentbrannt, als diese Opfer in Israel aufkamen.

Menschenopfer will Gott nie, hat sie auch nie gewollt. Was opfert man sonst? Ein kostbares Tier, ein Schaf als Zeichen der ersten Opfergabe beim Erntedankfest, das Paschalamm zum Beispiel. Das Christentum ist die einzige Religion, die einzige Religion, wo Gott sich selber opfert und wo er will, dass Menschen bei sich beginnen mit dem Opfer, nicht andere zu opfern, sondern bei sich beginnen, das Opfer zu bringen.

Wir haben heute in unseren Tagen gerade diese unvorstellbare Entwicklung, dass Menschen glauben, andere umbringen zu müssen, weil sie nicht ihres Glaubens sind, weil sie sogenannte Ungläubige sind. Eigentlich eine ungeheure Entwicklung. Das Christentum hat das nie gehabt. Sondern, wer andere Menschen für seine eigene Überzeugung, seinen eigenen Glauben opfert, der ist Gott ein Gräuel.

Jetzt weiß ich aus Ihrer Reaktion, jetzt kommt die ganze Geschichte mit den Kreuzzügen. Da könnte ich Stunden darüber reden, weil das ein historisch interessantes Thema ist. Aber das lässt sich bitte nicht mit einem Wort erklären oder erzählen. Das beginnt schon 630 mit der islamischen Expansion und so weiter und so fort. Ich würde gerne einmal einen Abend damit verbringen, das Thema der Kreuzzüge näher zu besprechen. Eine spannende Geschichte. 

Das Wesen des Christentums war es nie andere Leute für die eigene Überzeugung umzubringen. Sondern im Gegenteil Jesus geht für die anderen in den Tod. Das ist das Einzigartige des Christentums, dass hier Gott sich selber opfert.

Wenn wir jetzt die Eucharistie haben, ist der Höhepunkt: „Deinen Tod o Herr verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“, dann sagen wir das nach den Wandlungsworten, die heißen: „Das ist mein Leib, der für euch zerbrochen wird. Das ist mein Blut, dass für euch vergossen wird.“ Das ist das Wesen des Christentums. 

Gottesdienst heißt nicht nur, dass wir Gott dienen. Gottesdienst heißt, dass Gott uns dient. Das muss man sich einmal vorstellen, dass Gott uns dient. Und Jesus drückt das ganz eindeutig aus, durch das Zeichen, dass er sich beim Letzten Abendmahl als Sklave hinkniet und seinen Jüngern die Füße wäscht. Das ist das Wesen der Eucharistie, dass Gott sich hinkniet und den letzten Dienst verrichtet, den Dienst des Sklaven. Sehen wir, was Hl. Messe eigentlich wirklich bedeutet? Nicht, dass wir Gott einen Gefallen tun, sondern, dass er sich uns bis zum letzten schenkt und hingibt.

Im heutigen Hymnus zur Laudes heißt es: Man kann den Menschen nicht zum Glauben zwingen. Kein einziges Sakrament kann zwangsweise gespendet werden. Das ist alles eine freiwillige Gabe, gegeben und genommen.

„Doch nicht auf Zwang baut deine Macht
und nicht auf Furcht dein Königtum.
In Liebe ziehst du uns an dich, 
am Kreuz gemartert und für uns erhöht.“
Amen.



Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie feiernde Gemeinde in Breitenlee 
22. November 2015 –  34. Sonntag im JKB  - Christkönigssonntag
Jugendmesse gestaltet mit den Pfadfindern 
L1: vorgetragener Text 
L2: Offb 1, 5b-8
Ev: Joh 18, 33b-37





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