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23.06.2015

"Wer durchhält bis ans Ende, wird gerettet werden."


„Wach auf! Warum schläfst du Herr?“
Die Kirche lebt deswegen, weil Christus auferstanden ist und seine Kirche führt und weil in der Kirche für den, der glaubt, Jesus der lebendige Auferstandene die Macht hat, die Herzen zu verwandeln in die Güte Gottes.

Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist ein eindrucksvolles Bild, das wir heute hören von der Fahrt über den See, und dass es aus der Erfahrung der Apostel kommt, es ist leicht nachzuvollziehen, die Fallwinde von den Golanhöhen sind oft sehr heftig. Es können auch ganz ruhige Gewässer wie der Neusiedler See gefährlich werden. Es ist ja dort, tragischerweise vor einigen Wochen ein Jugendlicher  ertrunken, anlässlich eines Seesturms.

Den Apostel war das wohl bekannt, dass plötzlich meterhohe, zwei Meter hohe Wellen auf dem See auftauchen können. Dazu wird es schon Nacht. Es wird finster. Jesus hat den Tag lang gepredigt. Das haben wir am letzten Sonntag gehört. Das ist Predigt vom Wort Gottes, das wie ein Same wächst und gedeiht und dann Frucht bringt. Und dann kommt als nächstes Kapitel diese Seefahrt mit dem Sturm und dann als nächstes Kapitel, wir hören es aber am nächsten Sonntag nicht, da kommt etwas anderes, wird vom „Besessenen von  Gerasa“ berichtet.

Wenn man diese drei Bilder zusammen nimmt, dann sieht man den großen Bogen, der hier gespannt wird. Das Wort Gottes, das Reich Gottes, Jesus Christus lebt für die Kirche. Die Kirche ist das Schiff. Aber die Stürme der Zeit sind immer dabei, das Schiff zu bedrängen, ja es fast untergehen zu lassen. Das Schiff fährt nicht nur in ruhigen Gewässern, das Schiff der Kirche. Es hat oft Gegenwind. 

Und vielmals scheint es, als ob der Herr sich nicht um die Kirche kümmern würde. Wo ist der Herr dann eigentlich? Er scheint zu schlafen. Und diese Dramatik der Abwesenheit Gottes ist schon den Vätern des Alten Testamentes bekannt. „Wach auf! Warum schläfst du, Herr?“ 

Nicht nur einmal kommt dieser Ruf in den Psalmen vor. Die Kirche, die immer wieder im Gegenwind fährt, die in einer oft unchristlichen Umwelt lebt. Wir sind nicht geprägt von einem „Christlichen Abendland“ heutzutage. Es sind viele andere Kräfte, die da sind. 

Ich glaube, es ist ganz gut, sich  an ein Gebiet zu erinnern, das eines meiner Lebensinhalte ist: an die Russische Kirche - und da möchte ich ein Beispiel bringen. Es kommt demnächst ein Buch heraus, im Juli. Es gibt da schon kleine Ankündigungen und sie liegen hinten in der Kirche auf. Sie können sich’s dann nehmen, wenn sie wollen. Ich mache nicht nur Werbung für das Buch, sondern es geht um den Inhalt. 

Da geht es darum - Frau Kager weiß das, weil sie das Buch abgetippt hat auf Deutsch - da geht es darum, dass es ein Kloster an der russisch-ukrainischen Grenze gegeben hat, das hatte Ende des 19.,  Anfang des 20. Jahrhunderts über 700 Mönche. Davon waren über die Hälfte Novizen. Sie hatten Schulen, landwirtschaftliche Schulen, Erziehungseinrichtungen, Sozialeinrichtungen. Es konnten die jungen Leute der Umgebung dort kostenlos ihre Diplome, ihre Ausbildung machen. Das war ein blühendes Kloster, bekannt und berühmt auch durch die geistlichen Väter, die dort gewirkt haben, durch die Beichtväter, durch die berühmten „Starzen von Glin“. 

Das „Glinsker Kloster“ heißt es. 1922 wird das Kloster aufgehoben und völlig zerstört. - Man muss sich vorstellen, dass zum Beispiel Göttweig oder Kremsmünster dem Erdboden gleichgemacht ist. - Gerade noch dass die Außenmauern stehen, die vier Hauptkirchen werden sofort gesprengt. Mit dem Material werden die Straßen der Umgebung zugeschüttet oder gepflastert, und die Mönche werden vertrieben und kommen durchwegs in Arbeits- oder Vernichtungslager, alle. Ein paar fliehen in den Kaukasus nach Georgien, leben dort als Einsiedler bis sie aufgespürt werden und auch dort dann in die Arbeitslager kommen. Es sind grauenhafte Lager. Der Weißmeer-Kanal wird gebaut usw. Ich will mich da nicht näher auslassen. 

Und 1942 haben die Deutschen die Ukraine erobert und sofort machen die Leute wieder die Kirchen auf. Die Bevölkerung macht 10.000 Kirchen auf. Um diese Zeit gibt’s in Russland insgesamt nur mehr 200 Kirchen von 70.000 Kirchen, die es 1917 gegeben hat. Die Bevölkerung macht sofort die Kirchen wieder auf, weil sie gläubig geblieben ist und auch das Kloster wird wieder geöffnet. Eine Hand voll Mönche kehren zurück, es werden nicht mehr zwanzig gewesen sein, und sie leben dort unter erbärmlichsten Umständen. Eine einzige kleine Kapelle ist über geblieben. Sie leben in Baracken bei den Leuten. Aber sie führen ein klösterliches Leben, ein geistliches Leben, ein hochgeistliches Leben, strenges Mönchtum, bis dann 1961 unter Chruschtschow das Kloster wieder geschlossen wird. Das heißt: Die Mönche, die dort eingetreten sind, 1917/1918, haben zweimal die Vertreibung und die Schließung des Klosters erlebt, und sie gehen dann in den Kaukasus wieder oder gehen dann in Pfarren. Der letzte Mönch stirbt 1985, er erlebt nicht mehr den Untergang der Sowjetunion. Diese vertriebenen Mönche sind in den Pfarren tätig, als Pfarrgeistliche, sind dann insgesamt drei oder vier, die übriggeblieben sind von den 700 Mönchen.

Und es ist erstaunlich, was für ein unglaublich geistliches Leben sie geführt haben, wo sie gegen jegliche Hoffnung gehofft haben, geglaubt haben und geliebt haben. Und das wirkliche Erstaunliche, dass diese Menschen etwas erreicht haben, was so unglaublich schwer für uns zu erreichen ist: die Güte des Herzens, die Weite des Herzens unter diesen Umständen. Das heißt: Sie waren nicht von außen getragen, so gleichsam von einer christlichen Umgebung, sondern sie haben als ganz wenige ihre Umgebung christlich geprägt. 

Das ist es eigentlich, worauf es wirklich ankommt. In einer extrem gottlosen, kämpferischen Zeit haben sie den Glauben getragen und weiter getragen. Das ist etwas Großartiges. Es sind drei dann heilig gesprochen worden. - Das Kloster wurde wieder eröffnet, 1993, und bis jetzt besteht es, hoffentlich noch länger. - Und einer von ihnen war Metropolit. Das war zu dieser Zeit ein Ehrentitel, bedeutete keine hohe Stellung, es war eine kleine Pfarre, die er betreut hat, der Hl. Zinovij.

Und das ist für mich ein Bild dessen, ein sehr anschauliches Bild, wie das Bild mit Christus in dem Boot, wo er schläft. „Warum schläfst du Herr?“ Und doch gibt es Menschen, die das durchgetragen haben bis zum Ende. Wer durchhält bis ans Ende, wird gerettet werden.

Ich glaube, wir haben nicht so extrem antichristliche Zeiten, das nicht. Wir werden auch nicht verfolgt. Unsere Gefahr ist eher die Gleichgültigkeit und die Bequemlichkeit, dass wir gar nicht uns interessieren für das. Sondern es geht uns darum, dass wir uns bewusst werden, was wir glauben und dass Christus ein lebendiger Gott ist. Die Kirche lebt nicht, und das predige ich immer wieder, weil die Geistlichen so gut sind oder weil wir so gut organisieren können, „Pfarre Neu“ gemacht wird, x Pfarren zusammengelegt werden, neu organisiert werden, die Kirche lebt deswegen, weil Christus auferstanden ist und seine Kirche führt und weil in der Kirche für den, der glaubt, Jesus der lebendige Auferstandene die Macht hat, die Herzen zu verwandeln in die Güte Gottes.

Amen.



Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie Gemeinde in Breitenlee und die 3. Klasse des Schottengymnasiums 
21. Juni 2015 –  12. Sonntag i. JK LJB 
L1: Ijob 38, 1.8-11
L2: 2 Kor 5, 14-17
Ev: Mk 4, 35-41





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