Benediktiner Mönche und Schwestern aus ganz Österreich unternahmen am 19.5.23 eine Wallfahrt nach Maria Taferl und ins Stift Melk. Der erste Weg verlief im Schweigen und dann im Rosenkranzgebet zum sonnigen Wallfahrtsort mit Blick auf das Donautal. Die heilige Messe begleitete auf "seinem" Instrument der ehemalige Organist des Ortes, der jetzt mit Namen Frater Rupert Mönch im Stift Admont ist. Die Österreichische Benediktinerkongregation hatte die Wallfahrt initiiert. Gestaltet wurde sie von den Melker Benediktinern. Pater Alois stellte seine Überlegungen am Beginn des besinnlichen Fußmarsches unter das Thema des Friedens. Er regte an darüber nachzudenken, was der Friede ist und was sich ihm in den Weg stellen kann. Dabei erinnerte er daran, dass Friede "im eigenen Herzen" beginnt, dass sich dort aber Widerstände regen können: wenn die eigenen Bedürfnisse zum Maßstab für andere gemacht werden (wie im Konflikt des jungen Abtes Benedikt mit den Mönchen von Vicovaro), wenn "mein Friede" über andere bestimmen soll, wenn man sich von der Gemeinschaft abkoppelt (und wie der Einsiedler Benedikt sogar Ostern übersieht), wenn man sich von äußerer Geschäftigkeit in Beschlag nehmen lässt, wenn man die unterschiedlichen, persönlichen "Geschwindigkeiten" seiner Mitmenschen übersieht. P. Alois bezog sich einerseits auf das Leben des Hl. Benedikt, wie es Papst Gregor in den "Dialogen" beschrieben hatte. Andererseits erinnerte er an die Grundtendenzen im menschlichen Inneren, wie sie bildhaft in den ersten 9 Kapiteln der Bibel beschrieben werden: Adam und Eva im Paradies, die "alles haben können und dabei alles haben wollen", oder Kain, der seinem Bruder "den Erfolg nicht vergönnte".
Abtpräses Johannes Perkmann sprach in seiner Predigt davon, dass es ein entsprechendes Umfeld für den Frieden brauche. Mit dem Propheten Jesaja, der vom Umschmieden der Schwerter gesprochen hatte, rief er dazu auf, die inneren Waffen abzurüsten. Dazu zählte er die "Pfeile des Zynismus". Ohne Gott sei kein Friede möglich. "Wer unsere Klöster besucht, erwartet sich einen Ort des Friedens."
Im Stift Melk führten die Mitbrüder durch Museen und den berühmten Barockpark. P. Martin beschrieb den Park als Spiegel des Klostergebäudes. Überall spielt die Zahl Drei als Hinweis auf die Dreifaltigkeit eine Rolle. Die Gebäude und Anlagen werden zum Glaubenszeugnis. Der Park hat drei Niveaus und auf dem höchsten ist ein Wasserbecken, das gespiegelt an einem Außenturm als Entsprechung die Hl.-Geist-Öffnung in der Kuppel der Kirche hat. Das Wasser der Taufe vermittelt die Gnade des Hl. Geistes. Er nannte ein interessantes technisches Detail: Das Wasser für den Garten wurde von der Pielach in das Becken gepumpt, wobei man im Zuleitungsrohr Nutzwasser und Trinkwasser getrennt voneinander gleichzeitig fließen ließ. Der Garten wird aufwändig von 8 Mitarbeitern gepflegt, die aus den Tourismuseinnahmen bezahlt werden. In Höchstzeiten vor der Pandemie kamen jährlich 600.000 Touristen in das Kloster. Im heurigen April erreichte man wieder 80% des früheren Niveaus. Der Garten erhielt vor kurzem eine neue Attraktion: das Paradiesgärtchen, in dem Pflanzen gezogen werden, wie sie der Mönch Walahfrid Strabo im 9. Jh. auf der Klosterinsel Reichenau beschrieben hatte. Er war als 15-Jähriger aus ärmlichen Verhältnissen ins Kloster eingetreten, bei den bekanntesten Mönchsgelehrten seiner Zeit ausgebildet worden und hatte später als Abt die Leitung des Klosters auf der Reichenau übernommen. An kalten Wintertagen, so erzählte P. Martin, verfasste Walahfrid mit Heimweh auf sein Heimatkloster die Beschreibung von über 40 Pflanzen und ihren Wirkungen.